Literarische Übersetzungen leben vom Bauchgefühl

Literarische Übersetzung: Bauchgefühl macht eine gute Übersetzung aus

Sie sind beinahe eine Selbstverständlichkeit und geniessen als solche nicht einmal ansatzweise die Bedeutung und Aufmerksamkeit, die sie eigentlich verdient hätten: Literarische Übersetzungen sind fest verankert, gehören zugleich aber auch zu jenen Bereichen der Literatur, die weltweit beinahe stiefkindlich behandelt werden. Dabei wissen erfahrene Übersetzer und Schriftsteller, dass es bei einer solchen Übersetzung weniger auf die fachliche Korrektheit als vielmehr auf das richtige Bauchgefühl ankommt.[1]

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Geschickte Anpassungen sind ein muss

In der Tat ist es oft ratsam und empfehlenswert, die korrekte Übersetzung bei literarischen Inhalten über Bord zu werfen und sich vielmehr für die Formulierungen zu entscheiden, die am besten zum ausformulierten Inhalt passen. Es ist oft unangemessen, alles ganz korrekt zu übersetzen, da in einigen Sprachen sämtliche Inhalte so kitschig wirken würden. Häufige Anpassungen, die einen Blick über den Tellerrand erfordern, sind bei Sprachen wie Hebräisch und Jiddisch erforderlich. Die Gründe hierfür sind verschieden.

Grundlegend bedeutet eine Übersetzung aber nicht nur, ein Wort in eine andere Sprache zu bringen, sondern ebenso die Besonderheiten des Zielpublikums zu berücksichtigen. Während im Hebräischen bis heute viele Sätze durch den Einsatz von einem „und“ ausgedehnt werden, wird in der deutsche Sprache häufiger ein Punkt gesetzt. Damit wird aber nicht nur ein Satz beendet, sondern auch eine Aussage untermauert.

Das Gespür macht den Unterschied

Selbstredend leben gute Übersetzungen vom Übersetzer, der sie verfasst hat. An dieser Stelle kommt es aber insbesondere auf dessen Gespür an. Viele Übersetzer müssen auf internationaler Ebene unter verbesserungswürdigen Bedingungen arbeiten. So gilt die Bezahlung auf breiter Ebene als schlecht. Oft wird diese durch eine schnelle Arbeitsweise ausgeglichen, wodurch gerade literarischen Übersetzungen die Liebe und Leidenschaft fehlt.

Bei literarischen Übersetzungen ist es entscheidend, dass sich die Übersetzer auf das Buch einlassen. Sie müssen sich mit dem Inhalt, ganz gleich ob es sich um Geschichten oder einen Roman handelt, auseinandersetzen. Sie sollten versuchen, in diesen einzutauchen und die Geschichte gebührend wiederzugeben. Auch eine gute Übersetzung muss in der Literatur darüber hinaus nach gewisser Zeit überarbeitet werden. Mit den Generationen ändern sich Lese- und Sprachgefühl, was es schlichtweg erforderlich macht, an den Übersetzungen Hand anzulegen, damit diese für die Gesellschaft attraktiv bleiben.

Übersetzungen mit Leidenschaft

Literarische Übersetzungen können verschiedenster Form sein. Mal handelt es sich um Romane, ein anderes Mal werden Kurzgeschichten oder auch Gedichte in eine andere Sprache gebracht. Damit eine Übersetzung einen ähnlichen Erfolg verbuchen kann wie das Original, muss sie den Zeitgeist treffen und zugleich die Eigenheiten der Schriftsteller aufgreifen. Jeder Autor hat seine eigene „Sprache“, seinen ganz individuellen Schreibstil und einen unverwechselbaren Ausdruck. Diesen gilt es bei den Übersetzungen zu wahren und die damit verbundenen Besonderheiten einfliessen zu lassen. Damit dies möglich ist, müssen die Übersetzer auf einen gewissen Erfahrungsschatz zurückgreifen können.

Literaturnachweis

[1]
Man braucht „viel Bauchgefühl“, Interview mit Mirjam Pressler, Deutschlandfunk, 29.09.2015

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